Spionage-Apps auf dem Handy

Oberstes Gebot für die Sicherheit, das Handy nie in fremde Hände geben.

Nach der Trennung dachte sie sich zunächst nichts dabei, dass er ihr so oft „zufällig“ über den Weg lief – schließlich waren sie zwei Jahre lang ein Paar gewesen, hatten einen gemeinsamen Freundeskreis und ähnliche Interessen.

Wenn er plötzlich auftauchte, sprach er sie an, um mit ihr zu reden, im Guten, um der Beziehung noch eine zweite Chance zu geben. Später machte er ihr Vorwürfe, dann begannen die Beschimpfungen. Häufig stand er aber auch nur stumm da und sah sie traurig an.

Nach einiger Zeit war Verena S.* (Name geändert) mit den Nerven am Ende; das penetrante plötzliche Auftauchen ihres Ex-Freundes war zum handfesten Stalking geworden.

Sie hatte ein mulmiges Gefühl – Angst, was als nächstes passieren würde. Sie suchte sich eine neue Wohnung und zog um, außerdem vertraute sie sich ihrem Vorgesetzten an und konnte daraufhin in einer anderen Filiale des Unternehmens arbeiten.

Es nützte nichts. Nach Dienstschluss wartete er auf der anderen Straßenseite gegenüber ihres neuen Arbeitsplatzes, er stand vor dem Eingang des Kinos, in dem sie sich einen Film ansehen wollte, oder vor dem Restaurant, wo sie mit Freunden verabredet war.

Schließlich wandte sich verzweifelt an mich, weil sie sich nicht erklären konnte, wieso ihr Ex-Freund in einer Stadt wie Hamburg und trotz Funkstille noch Monate nach der Trennung so genau über ihr Leben Bescheid wusste.

Spionage-Apps sind auf dem Vormarsch

Eifersüchtige (Ex-)Partner, überbesorgte Eltern, aber auch dreiste Mitbewerber haben verschiedene Möglichkeiten zu spionieren, wenn sie skrupellos genug sind und sich auch nicht scheuen, gegen Recht und Gesetz zu verstoßen.

Neben Spionage mit den üblichen Verdächtigen wie High-Tech-Wanzen oder Überwachungskameras im Miniformat sind seit einiger Zeit Handy-Apps zu Spionagezwecken auf besorgniserregendem Vormarsch.

Unverblümt wirbt beispielsweise der App-Anbieter „mSpy“ auf seiner Internetseite mit totaler Überwachung und hoher Kundenzufriedenheit:

„Unsichtbar. Im Nu Installiert. Alle Handys Unterstützt. Jetzt Testen!“ Das, laut Angaben des Anbieters, selbstverständlich nur für Eltern, die ihre Kinder schützen wollen, und um Unternehmern zu helfen, ihre Angestellten zur Produktivität anzuhalten. Ob dem tatsächlich so ist oder ob ein Spionage-Trojaner für’s Handy in die falschen Hände gerät, kann allerdings niemand überprüfen.

Albtraum Handy-Spionage

Definitiv in die falschen Hände geraten war eine Überwachungs-App, mit der ich zu tun hatte, kurz bevor Verena S. mich kontaktierte und ein weiterer spannender Fall.

Ein Unternehmer hatte mich um Hilfe gebeten, nachdem sehr vertrauliche Informationen plötzlich auch der Konkurrenz bekannt waren.

Bei unserer gemeinsamen Recherche fiel auf, dass der mysteriöse Datenklau kurz nach einer Geschäftsreise begonnen hatte, und nach genauer Überprüfung wurde ein Spionage-Trojaner auf seinem Handy gefunden.

Glück im Unglück war, dass wir in diesem Fall per Mobiltelefon-Forensik gerichtsverwertbares Beweismaterial sicherstellen konnten, so dass die Spionageattacke für den wissbegierigen Mitbewerber ein gerichtliches Nachspiel haben wird.

Für Betroffene ist die Spionage via mSpy, FlexiSpy und Co. ein Albtraum.
Neben Standortdaten können Töne, Bilder, Videos, Kontakte, SMS, Daten aus Kalender-Apps, eingehende und ausgehende Rufnummern und vieles mehr ausgelesen werden.

Es geht aber auch noch eine Nummer härter: Trojaner mit Root-Rechten leiten beispielsweise in Echtzeit Chatverläufe von WhatsApp, Facebook und vielen anderen sozialen Medien weiter; einige Apps verfügen sogar über einen sogenannten Keylogger, der die Standard-Tastatur durch eine andere ersetzt, sobald er aktiviert wird.

Die Überwachung eines fremden Handys ist selbstverständlich illegal, wird aber immer häufiger für private, aber auch für wirtschaftliche Zwecke missbraucht. Tendenz: steigend, Dunkelziffer: riesig.

Wie Sie Ihr Handy vor Spionage-Apps schützen können

Die Spionage-Apps landen auf unterschiedlichen Wegen auf dem Handy; sie werden in der Regel über USB oder via Download installiert.

Eine ihrer Schwachstellen ist, dass einige Änderungen auf dem Handy vorgenommen werden müssen, damit der Trojaner nicht sofort vom Betriebssystem entdeckt und kassiert wird.

Dafür braucht ein potenzieller Spion in der Regel den physischen Zugang zum Handy, das ausspioniert werden soll – also Nutzer-ID und Passwort.

Daher gilt als oberstes Gebot für Ihre Sicherheit, Ihr Handy nie in fremde Hände zu geben oder es ohne Sperre unbeaufsichtigt liegen zu lassen.

Nutzer-ID und Passwort sollten Sie unter Verschluss halten, auch gegenüber Ihrem Partner. Und beim geringsten Verdacht, dass etwas nicht stimmen könnte, sollten Sie sich an einen Experten wenden, um Ihr Handy überprüfen zu lassen, bevor größerer Schaden angerichtet wird.

Eine Überprüfung Ihres Handys beispielsweise durch mein Büro geht schnell und ist kostengünstig; erst die Sicherstellung gerichtsverwertbaren Materials ist aufwändig und daher teurer.

Sie vermuten, dass Ihr Handy mit einer Spionage-App verseucht sein könnte? Verschaffen Sie sich Klarheit!

Brauchen Sie unsere Hilfe?

Dann nehmen Sie Kontakt mit uns auf!
XING
LinkedIn
Facebook
Twitter

Weitere Artikel dieser Kategorie: